zum Inhalt zur Navigation

suchen:

Loading...

Gesine Völlm

Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik)Theater verzaubert? Und wodurch?

Im Zimmertheater Tübingen, einem winzigen Theaterraum, hat mich als 4-jährige das Häuschen der Hexe Babajaga umgetrieben, das sich auf Hühnerfüsschen über die Bühne bewegte. Das war mir damals ziemlich unheimlich und meine Mutter, die offenbar das Geheimnis nicht sofort preisgeben wollte, ließ mich zunächst einmal darüber im Ungewissen. In meinen Träumen hat es mich viele Jahre heimgesucht. Die wertvolle Lektion war, dass das Unsichtbare uns noch stärker zu bewegen vermag als das Sichtbare.

Ein zweites Hexenhäuschen, das mit großem Aplomb in meinem 7. Lebensjahr in der Stuttgarter Staatsoper zusammenbrach (Hänsel und Gretel hatten soeben die Hexe überlistet) erlebte ich an der Seite meines Großvaters. Er machte sich Sorgen, ob mich der große Knall erschrecken würde, aber ich habe ihn wohl nur gefragt, wie das gemacht worden sei, dass das Häuschen so schön zusammenfällt. Es war also ein Alter erreicht, in dem man schon die Mittel ergründet.

Zwei Hexenhäuschen, zwei unterschiedliche Lebensphasen… meine Leidenschaft für das Erzählen auf der visuellen Ebene hat aber nicht nachgelassen. 

Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?

Das Singen erlaubt eine Verdichtung der Erzählung auf der emotionalen Ebene und da Musik im limbischen System verarbeitet wird, also auf einer vorsprachlichen Ebene, wird es wohl so sein, dass die Erzählung hier in einer archaischeren Ecke des Gehirnes aufgenommen und entsprechend mehr Wucht auf der Gefühlsebene entfaltet.

Oper kann etwas, was Schauspiel nicht kann und umgekehrt kann auch ein Text sehr musikalisch sein. Ich habe mich irgendwann auf die Seite der Musik geschlagen – das hat aber viel Gründe, nicht nur diesen. 

Welche Rolle kann oder sollte Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?

Na ja, manchmal stehen wir schon in dem Verdacht etwas museal und anachronistisch zu operieren, das ist mir total klar. Aber ich habe den Wunsch mit meinem Team gesellschaftlich etwas zu sagen und nicht ausschließlich für Opernafictionados, und andere Hochsensible und Hochbegabte, eine eskapistische Oase zu schaffen. Ich würde mich freuen, wenn Oper so niederschwellig sein könnte, dass das Laufpublikum von der Straße, aus allen Generationen angezogen wird. In manchen Häusern ist das schon auf unkonventionelle Weise gelungen.

Ich finde, wir Opernleute sollten uns noch mehr in den Stadtraum wagen und mitmischen. 

***

Geboren in

Sindelfingen, Deutschland 

Ausbildung

Schneiderlehre und Studium Bühnen- und Kostümbild bei Professor Jürgen Rose an der Staatlichen

Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 

Bühnenbildassistenz am Schauspielhaus Hamburg 

Fünf bis zehn wichtige Engagements

  • Bayerische Staatsoper: Un ballo in maschera (2016)  und Semele (2023)
  • Bayreuther Festspiele: Parsifal (2009)
  • Bregenzer Festspiele: Amleto (2016), Freitschütz (2024)
  • Salzburger Festspiele: Die Meistersinger von Nürnberg (2014)
  • Royal Opera House Covent Garden in London: Les Vêpres siciliennes (2013)
  • La Monnaie: Rusalka (2009)
  • Staatsoper Hamburg: Le nozze di Figaro (2015)
  • Staatsoper Stuttgart: Rosenkavalier (2009)

Prägende Zusammenarbeit mit diesen Künstler:innen

Jede meiner Zusammenarbeit hat mich geprägt und prägt mich bis heute.

Debüt und wichtige Arbeiten an der Volksoper Wien

Kostüme bei Die Csárdásfürstin (Saison 2024/25) 

Bedeutende Preise & Ehrungen

Wurde mehrfach vom Magazin Opernwelt als Kostümbildnerin des Jahres ausgezeichnet

Faustpreis: Regie für Elisabeth Stöppler in der Inszenierung von Götterdämmerung (Oper Chemnitz)


* Verwendung der Fotografie (© Matthias Horn) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien 

Kommende Vorstellungen

Derzeit keine Vorstellungen