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Buhlschaft goes Frosch

Im November sowie bei der Silvestervorstellung schlüpft mit Stefanie Reinsperger eine der momentan erfolgreichsten Schauspielerinnen in Theater, Film und Fernsehen in die Rolle des Gerichtsdieners Frosch in der Fledermaus.

Gut gequakt, Fröschin!

Wir haben Stefanie Reinsperger Fragen gestellt und höchst individuelle, witzige, spannende Antworten erhalten. Batman oder Fledermaus? Tatort oder Häfen? Reinklicken und Stefanie Reinsperger kennenlernen!

Ein schauspielerisches Elementarereignis

So kraftvoll hat man den Gerichtsdiener Frosch sicher noch selten gesehen. Wenn Stefanie Reinsperger die Bühne betritt, sind Beschreibungen wie „schauspielerisches Elementarereignis“ und „kraftvolle Bühnenpräsenz“ nicht weit. Und auch ihre Karriere hat die Schubkraft einer Rakete. Schon mit vier Jahren spielte sie Kindertheater, nach ihrem Schauspielstudium betrat sie sofort die Bühnen der großen Theaterhäuser. In Wien war sie am Burgtheater und am Volkstheater zu erleben, seit 2017 gehört sie fix zum Berliner Ensemble und hat mit ihrer Spielweise das sonst so kritische Publikum der deutschen Hauptstadt im Sturm erobert. 

Nestroy und Romy

Ihre TV-Karriere startete mit einer wahren Paraderolle für eine österreichische Schauspielerin: Im gleichnamigen ORF Zweiteiler spielte sie 2019 Maria Theresia, ein Publikumserfolg sofort bei Erstausstrahlung. Im Team des Dortmunder Tatorts verkörpert sie die Rolle der Polizeihauptkommissarin Rosa Herzog, quasi der Ritterschlag der Hauptabendunterhaltung. Und auch Preise sammelte Stefanie Reinsperger am laufenden Band ein. 2015 war sie als erste Schauspielerin überhaupt gleichzeitig „Beste Schauspielerin“ als auch als „Nachwuchsschauspielerin des Jahres“ der Zeitschrift Theater heute, sie gewann den Nestroy-Preis, die Romy und den Helene Weigel Theaterpreis. 

Copyright: Sven Serkis
Copyright: Sven Serkis


Die Wut als Lieblingsgefühl

Doch so ungetrübt wie diese Aufzählung klingt, verlief Stefanie Reinspergers Karriere nicht. Die schon erwähnte Kraft ihrer Bühnenauftritte speist sich zu einem starken Teil auch aus der Wut, die sie einmal als ihr Lieblingsgefühl bezeichnet hat. Als sie in Salzburg die schon erwähnte Buhlschaft spielte, bekam sie Hassnachrichten. Dass sie die Rolle  kraftvoll umdeutete, nahmen viele zum Anlass, sie persönlich anzugreifen, ihren Körper zu thematisieren. „Wie letztes Jahr über mein Aussehen geschrieben wurde, das hat mich sehr, sehr mitgenommen“, sagte sie damals. Eine Erfahrung, die sie offen thematisierte, auch in ihrem Buch Ganz schön wütend, das 2022 erschien und in dem sie höchst persönlich auch mit Bodyshaming abrechnet und einen Kampf gegen jene Schönheitsideale führt, die vor allem dem weiblichen Körper immer noch übergestülpt werden. 

Frauen in Männerrollen, ein erster Schritt!

Stefanie Reinsperger hat in ihrer Bühnenkarriere viele ungewöhnliche Rollen verkörpert und dabei auch Geschlechtergrenzen niedergerissen. In Berlin etwa war sie ein furioser Baal in Brechts gleichnamigem Stück, in Wien schlüpfte sie für Die lächerliche Finsternis von Wolfram Lotz in diverse Männerrollen. Frauen in Männerrollen, das wäre ein erster Schritt, sich von überkommenen Geschlechterbildern und Typen zu befreien, meinte sie damals.

Von der Brünnhilde zum Frosch

Nun also eine weitere männliche Paraderolle. Nach Sigrid Hauser ist Stefanie Reinsperger der erst zweite weibliche Gerichtsdiener Frosch der Volksoper. Reinsperger hat eine Affinität zur Musik, hat schon im Dirndl zur Musik der Band Tante Polly gerockt oder beim Schwimmenden Salon in Bad Vöslau Fendrich-Lieder gesungen. Auch die Welt der Oper ist ihr nicht fremd, immerhin spielte sie bereits die Brünnhilde. Allerdings nicht in Wagners Tetralogie, sondern in Thomas Köcks Neufassung des Mythos‘. In der Fledermaus hat sie zwar eine Sprechrolle, doch wird ihr ihre Musikalität – sie spielt auch Akkordeon – sicher helfen, eine ganz eigene Version dieser Figur zu zeigen. Gleiches gilt für ihren Humor, von dem sie neben Wut eine ganze Menge besitzt. Das Wiener Publikum hat sie schon öfter zu Lachstürmen hingerissen, ideale Voraussetzungen also für ihre Bühnen-Rückkehr in die Stadt.