Tohar Gil
Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik)Theater verzaubert?
Als ich 14 war, bekam eine Freundin von mir die Rolle des Knaben in der Zauberflöte an der Oper in Tel Aviv. Ich bin deswegen zum ersten Mal in die Oper gegangen. Ich war allein, konnte nichts von der Handlung verstehen. Alles, was mir von diesem Abend geblieben war, war die Arie der Pamina. Ich konnte mir den Name “Pamina” merken und habe später online danach gesucht. Ich habe mir die Arie damals ständig angehört.
Welche drei Produktionen bedeuten dir besonders viel?
Dido and Aeneas war für mich ein interessantes Projekt, ebenso die Zeit, als ich bei Tristan und Isolde assistieren durfte. Eine ganz besondere Erfahrung hatte ich mit Alban Bergs Lulu. Die Zweite Wiener Schule liegt mir sehr am Herzen. Alban Bergs Musik habe ich kennengelernt, als ich 17 war. Meine Klavierlehrerin gab mir seine Klaviersonate op. 1. Das war völlig anders als alles, was ich bis dahin kannte. Lulu ist ein Werk, das einem unglaublich viel abverlangt, monatelanges Lernen, intensive Analyse, aber es hinterlässt Spuren. Ich war damals in Lulu verliebt. Es war so traurig, mich nach der letzten Vorstellung von ihr verabschieden zu müssen.
Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?
Drei enge Freundinnen von mir aus der Schulzeit sangen im Chor und hatten Gesangsunterricht. Ich habe sie als Teenager oft am Klavier begleitet – ich hatte keinen richtigen Zugang zu den Texten, also wusste ich nur ungefähr, worum es ging. Heute kann ich einige der Sprachen, und ich habe mich viele Jahre intensiv mit Musiktheorie beschäftigt. Mit den Augen von heute kann ich vielleicht die Texte übersetzen und musikalische Feinheiten im Nachhinein erklären, aber da hört es auf. Ich kann eigentlich nicht sagen, dass die Musik bei mir heute stärker wirkt. Vielleicht ist das der Grund, warum sie singen und nicht sprechen.
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Geboren in
Haifa, Israel
Ausbildung
Bachelor of Music in Dirigieren an der Jerusalem Akademie für Musik und Tanz
Master und Konzertexamen in Dirigieren und Klavier an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (2021–2025)
Wichtige Engagements
2022 bis 2025: Erster Kapellmeister am Theater Lüneburg
Ab der Spielzeit 2025/2026: Musikalischer Assistent an der Hamburgischen Staatsoper
Als Gast u. a. an Teatro Massimo di Palermo, La Monnaie De Munt Brüssel und beim Schleswig-Holstein Musik Festival
Debüt und wichtige Arbeiten an der Volksoper
Debüt Le nozze di Figaro im Juni 2025
* Verwendung der Fotografie (© Kaan Alicioglu) nur für Zwecke der aktuellen Berichterstattung über die Volksoper Wien