ALESSANDRA FERRI WIRD NÄCHSTE DIREKTORIN DES WIENER STAATSBALLETTS
Die international gefeierte Künstlerin folgt am 1. September 2025 auf Martin Schläpfer
Die international gefeierte Künstlerin und prima ballerina assoluta Alessandra Ferri wird ab 1. September 2025 das Wiener Staatsballett leiten. Dies gaben Bogdan Roščić, Direktor der Wiener Staatsoper, und Lotte de Beer, Direktorin der Volksoper Wien, am heutigen Dienstag, 24. Oktober 2023, bekannt. Sie folgt damit auf Martin Schläpfer, der seinen Vertrag mit Ende seiner Funktionsperiode am 31. August 2025 auf eigenen Wunsch nicht verlängert hat.
Mit Alessandra Ferri wird eine der prägendsten Persönlichkeiten der internationalen Ballettwelt unserer Zeit die künstlerische Führung der Ballettcompagnie übernehmen. Diese ist als eigenständige Arbeitsgemeinschaft der Wiener Staatsoper sowie der Volksoper Wien organisiert. Als Direktorin des Wiener Staatsballetts fungiert Ferri auch als künstlerische Leiterin der Ballettakademie der Wiener Staatsoper.
Die 1963 in Mailand geborene Künstlerin kann auf eine einzigartige Karriere zurückblicken: Als Tänzerin arbeitete sie mit den bedeutendsten Choreographen zusammen, die auch zahlreiche Werke eigens für sie kreierten. Sie war principal dancer beim Royal Ballet in London und beim American Ballet Theatre in New York, ist prima ballerina assoluta der Mailänder Scala und gastierte an allen wichtigen Häusern sowie bei allen bedeutenden Compagnien weltweit. In den letzten Jahren trat sie nicht nur weiterhin als Tänzerin international erfolgreich hervor: So leitete sie von 2008 bis 2014 erfolgreich die Tanzsparte des renommierten Spoleto Festivals, agierte als Produzentin internationaler Touring-Produktionen und widmete sich dem Unterrichten und Einstudieren, u. a. als Probenleiterin beim Royal Ballet oder American Ballet Theatre (ausführliche Biographie siehe Folgeseiten).
Alessandra Ferri konnte mit ihrer Persönlichkeit, ihrem präsentierten künstlerischen Konzept und ihren Plänen für die künftige Entwicklung des Wiener Staatsballetts überzeugen und sich damit im durch internationale Tanzexpert*innen begleiteten Bewerbungsverfahren gegen 39 Mitbewerber*innen durchsetzen. In enger Abstimmung mit den Direktionen der Wiener Staatsoper sowie der Volksoper Wien wird die designierte Leiterin der Compagnie nun in die intensive Vorbereitungsphase für ihre erste Saison starten; Details zum Programm werden im Rahmen der Spielzeitpräsentationen 2025/2026 bekannt gegeben.
Bogdan Roščić, Direktor der Wiener Staatsoper: „Es gibt wenige Superlative, die noch nicht verwendet wurden, um Alessandra Ferris Karriere als Tänzerin zu beschreiben. Ich freue mich sehr darauf, ein neues Kapitel dieser einzigartigen Laufbahn zusammen mit ihr in Wien aufzuschlagen. Sie hat in unseren Gesprächen ein tiefes Verständnis dafür gezeigt, was ein großes Repertoirehaus programmatisch braucht – verwurzelt im klassischen Tanz, wie es die Staatsoper eben ist, und doch jederzeit offen für zeitgenössische Ausdrucksformen und die besten tänzerischen Schöpfungen der Gegenwart. Ich habe Alessandra als begeisterte und begeisternde Persönlichkeit kennengelernt, gleichzeitig als analytisch und von einer stillen Autorität, mit der sie unseren Tänzerinnen und Tänzern ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz weitergeben wird. Ich sehe der Zusammenarbeit mit Neugier und großer Vorfreude entgegen.“
Lotte de Beer, Direktorin der Volksoper Wien: „Ich bin überglücklich, dass wir Alessandra Ferri als neue künstlerische Leiterin des Wiener Staatsballetts gewinnen konnten. Ihre große Erfahrung, natürlichen Leadership-Qualitäten sowie ihre herausragende Karriere als eine der großen Primaballerinen unserer Zeit machen sie zur idealen Persönlichkeit an der Spitze unseres Wiener Balletts. Mit ihrem klaren und gleichzeitig empathischen, pragmatischen, aber auch offenen Führungsstil und vor allem ihrem kompromisslosen Standard, immer höchstes künstlerisches Niveau zu erreichen, wird sie unsere Compagnie in Staats- und Volksoper auf das Beste inspirieren. Liebe und Passion, ihr offener Geist zum Ballett und Tanz in allen Formen, ihr enthusiastischer, nie dogmatischer Zugang zur Kunst versprechen eine fruchtbringende künstlerische Partnerschaft, auf die ich mich schon sehr freue.“
Alessandra Ferri, designierte Direktorin des Wiener Staatsballetts: „Mit größter Freude nehme ich diese Aufgabe an. Ich fühle mich geehrt, diese großartige Gruppe von Tänzerinnen und Tänzern in die Zukunft zu führen und mit ihnen das Wissen zu teilen, das ich während meiner langen und vielfältigen Karriere auf der ganzen Welt sammeln konnte. Ich hatte das Privileg, Muse für eine Reihe von fantastischen Choreographen sein und die Bühne mit herausragenden Partnern teilen zu dürfen. Nun ist es mein großes Anliegen, das Wissen und die gewonnenen Weisheiten dieser Zeit mit dieser außergewöhnlichen Compagnie zu teilen. Über die Jahre habe ich mit einer Vielzahl an Ensembles zusammengearbeitet, aber kurioserweise noch nie mit dem Wiener Staatsballett. Das sehe ich inzwischen als einen Vorteil, denn es erlaubt mir, meine Aufgabe mit völliger Freiheit und Offenheit anzugehen. Mit klarem Blick eine neue, bleibende Verbindung zu schaffen. Mein Wunsch ist es, eine inspirierende und inspirierte Leiterin zu sein: inspirierend durch meine eigene Reise und inspiriert von der Reise dieser wunderbaren, talentierten Tänzerinnen und Tänzern.“
Alessandra Ferri
Biographie
Alessandra Ferri, von der New York Times als »eine der größten dramatischen Tänzerinnen aller Zeiten« bezeichnet, wurde 1963 in Mailand geboren. Sie erhielt ihre Ausbildung zunächst an der Scuola del Teatro alla Scala und wechselte im Alter von 15 Jahren an die Royal Ballet School nach London, wo sie ihre letzten beiden Ausbildungsjahre absolvierte. Mit 17 Jahren trat sie dem Royal Ballet bei und wurde bereits mit 19 Jahren zur Principal Dancer ernannt. Sir Kenneth MacMillan betraute sie sogleich mit seinen bedeutendsten Balletten und kreierte mehrere Werke für sie – darunter Valley of Shadows, wofür sie mir nur 21 Jahren mit ihrem ersten Lawrence Olivier Award ausgezeichnet wurde. Weiters arbeitete sie beim Royal Ballet mit Sir Frederic Ashton und Dame Ninette de Valois zusammen.
1985 folgte sie der Einladung von Mikhail Baryshnikov, als Principal Dancer an das American Ballet Theatre zu wechseln, wo sie, oft an Baryshnikovs Seite, alle Rollen des klassischen Repertoires tanzte und darüber hinaus mit zahlreichen der größten Choreograph*innen des 20. Jahrhunderts wie Jerome Robbins, Twyla Tharp, Agnes De Mille, Anthony Tudor und Jiří Kylián zusammenarbeitete. Ebenso in New York schuf MacMillan sein Requiem für Baryshnikov und Ferri zur Musik von Andrew Lloyd Webber. Wiederum an der Seite von Baryshnikov spielte sie 1987 auch in dem Film Dancers. Ferri blieb bis 2007 beim American Ballet Theatre, arbeitete aber bis 2018 weiterhin mit der Compagnie zusammen, als Wayne McGregor speziell für sie sein Stück AfteRite kreierte.
1989 begann ihre langjährige Zusammenarbeit mit Roland Petit, dessen Ballette Alessandra Ferri weltweit tanzte; als Gast zahlreicher internationaler Compagnien sowie mit dem Ballet National de Marseille. Die Rolle des »Le Diable Amoureux« schuf Petit eigens für sie, weiters führte er für sie Regie in Jean Cocteaus La Voix Humaine am Piccolo Teatro in Mailand.
1992 wurde sie ständiger Gast der renommierten Mailänder Scala, die sie zur Primaballerina assoluta ernannte. Dieser Titel wurde 1894 von Marius Petipa geschaffen und bisher nur an zwei italienische Tänzerinnen, eine davon Alessandra Ferri, vergeben. Ihre Zusammenarbeit mit der Scala erwies sich als äußerst bereichernd und dauert bis zum heutigen Tag an, so kreierte etwa William Forsythe 1998 das Ballett Quartet für sie. In ihren Mailänder Jahren arbeitete sie auch intensiv mit Maestro Riccardo Muti zusammen, unter dessen musikalischer Leitung sie mehrfach in Opern und Balletten auftrat.
Mit Wayne McGregors für sie kreierter Rolle der Virginia Woolf in seinem Ballett Woolf Works kehrte Alessandra Ferri 2015 an das Londoner Royal Ballet zurück, eine Partie, für die sie mit ihrem zweiten Lawrence Oliver Award ausgezeichnet wurde.
Eine weitere bedeutende künstlerische Partnerschaft verbindet Alessandra Ferri mit John Neumeier, dessen Werke sie beim Stuttgarter Ballett, an der Mailänder Scala sowie häufig als Gast beim Hamburg Ballett interpretierte. 2016 schuf der Choreograph für sie die Rolle der Eleonora Duse in seinem Ballett Duse.
Im Laufe ihrer Karriere gastierte Alessandra Ferri bei zahlreichen renommierten Compagnien weltweit, wie etwa, um nur einige zu nennen, beim Ballett der Opéra National de Paris, des Mariinsky Theaters, des Ballet Nacional de Cuba, beim National Ballet of Canada, Stuttgarter Ballett, Teatro Colón, Tokyo Ballet, English National Ballet, New National Theatre Tokyo, Béjart Ballet Lausanne. Alessandra Ferri kann neben ihren beiden Sir Lawrence Olivier-Awards, die sie im Abstand von dreißig Jahren erhielt, viele weitere Auszeichnungen vorweisen, darunter der Prix de Lausanne, der Benois De la Danse, der Dance Magazine Award sowie der Dance Critics Award; 2006 wurde sie von Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi zum Cavaliere Della Repubblica Italiana ernannt.
2008 bis 2014 war sie Leiterin der Tanzsparte beim Spoleto Festival, wo sie Werke von Alexei Ratmansky, Wayne McGregor, Christopher Wheeldon, Pina Bausch, Jerome Robbins, Jiří Kylián und John Neumeier präsentierte und in den letzten Jahren Aufführungen produzierte und aufführte, die sie außerdem auf ausführliche internationale Tourneen brachte. Zwei davon sind besonders hervorzuheben: Maurice Béjarts L’Heure Exquise, ein Werk des großen französischen Choreographen aus dem Jahr 1998, das lange Zeit verloren war, aber von Alessandra Ferri mit großem Erfolg rekonstruiert und wiederbelebt wurde; sowie Trio Concert Dance, mit dem sie 2019 das Linbury Theatre, das neue Theater des Londoner Royal Opera Houses, eröffnete.
Im Jahr 2013 kreierte Martha Clarke am Signature Theater in New York für sie die Rolle der Léa in Chéri, welche sie in 100 Aufführungen interpretierte.
In den letzten Jahren widmet sich Alessandra Ferri leidenschaftlich dem Unterrichten und leitet u. a. Proben für die Solist*innen des Royal Ballet, der Mailänder Scala sowie des American Ballet Theatre. Alessandra Ferri hat zwei Töchter, Matilde und Emma.
Über das Wiener Staatsballett
Das Wiener Staatsballett zählt zu den traditionsreichsten und renommiertesten Tanzinstitutionen der Welt und ist als eigenständige Arbeitsgemeinschaft in der Wiener Staatsoper und der Volksoper Wien zu Hause. Auf beiden Bühnen sowie auf internationalen Gastspielen zeigt das 101 Tänzer:innen umfassende Ensemble ein reiches Repertoire – von den großen abendfüllenden Klassikern der Romantik über stilprägende Meisterwerke des 20. und 21. Jahrhunderts bis hin zu Uraufführungen. Darüber hinaus gestaltet es in den Opern-, Operetten- und Musicalvorstellungen seiner beiden Heimatbühnen sowie beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker und Opernball der Wiener Staatsoper die Tanzeinlagen.