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Woher? Wohin?

Konzertreihe mit dem Orchester der Volksoper Wien

Ein Gespräch mit Musikdirektor Omer Meir Wellber

Das Gespräch führte Dramaturg Peter te Nuyl. Dies ist eine gekürzte Fassung, das komplette Interview lesen Sie in unserer Saisonvorschau.

Was macht ein Opernorchester auf einer Konzertbühne?

Die Antwort lautet: Besser werden. Beide Bereiche, der Orchestergraben genauso wie die Konzertbühne, haben eigene Qualitäten, aber auch Beschränkungen hinsichtlich der Qualität, die man mit ihnen erreichen kann. Wenn man sein ganzes Leben nur einem von beiden widmet, nachdem man alles so weit wie möglich perfektioniert hat, widmet man sein Leben zwangsläufig auch diesen Beschränkungen. Ich habe mich jedoch dem Entdecken verschrieben, dem Neudefinieren und – wo möglich – Überschreiten von Grenzen. Und dann bringen die Konzerte vermutlich auch ein neues Publikum in die Volksoper, das hoffentlich wiederkommt, um sich auch ein Stück anzusehen.

In einem Interview hast du einmal gesagt: „Dem Publikum geht es nur um die Frage nach dem Wo, aber für uns Musiker:innen geht es um die Fragen nach dem Woher und Wohin” Dich scheint der Aspekt von Zeit zu faszinieren, den diese Fragen implizieren. Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen?

Wir Musiker:innen arbeiten in der Zeit, wir tun etwas, das eine gewisse Dauer hat, einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, aber wir sind nie im Jetzt. Wir sind nie wirklich im Jetzt. Das Publikum kann im Jetzt sein und hören, was es in einem bestimmten Moment hört, und nicht mehr. Wir Musiker:innen aber beschäftigen uns immer mit dem Takt davor und dem Takt danach. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin? Immer in Bewegung. Jede Note, jeder Akkord, jedes Zusammenklingen ist ein work in progress, eine Bewegung.

Gibt es in dieser Hinsicht einen Unterschied zwischen dem Musizieren im Orchestergraben oder auf einer Konzertbühne?

Im Orchestergraben ist die Frage nach dem Woher– Wohin etwas einfacher zu beantworten, weil wir es immer mit einer Geschichte zu tun haben. Was wir im Graben tun, das hängt mit dem zusammen, was auf der Bühne passiert, dem möglichst menschlichen und ungekünstelten Erzählen einer Geschichte, die unserem ganz normalen Leben ähnelt. Reden wir allerdings über eine Symphonie oder ein abstraktes Stück, das keine klare Geschichte erzählt, dann wird die Frage Woher – Wohin auf einmal sehr viel komplizierter. Bringt man nun das Opernorchester selbst auf dieBühne, eröffnet das den Musiker:innen ein ganz anderes Zeiterlebnis. Und es verändert die Verantwortung, die sie selbst hinsichtlich des Aspekts der Zeit haben. Auf einer Konzertbühne begleitest du eben keine Handlung und keinen Bühnentext, der sich mit Zeit auseinandersetzt. Auf einer Konzertbühne musst du selbst im Hier und Jetzt sein, du bist verantwortlich.

Hier finden Sie alle Konzerte unserer Konzertreihe.