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Weihnachtsgedanken.

Im Theater werden wir auf der Bühne regelmäßig mit Gewalt konfrontiert, sind vertraut mit Sterbeszenen.
Als Zuseherinnen und Zuseher können wir uns oft in das Opfer hineinversetzen, manchmal auch in den Täter.
Das Leben außerhalb des Theaters jedoch ist ungeschützt.
Was sich dort an Gewalt ereignet, erschüttert uns. Immer wieder aufs Neue.
Stets taucht in solchen Momenten bei uns Theatermenschen der Gedanke auf, ob es nicht unangebracht ist, der leichten Muse zu dienen – Menschen im Saal zum Lachen zu bringen, ihnen Vergnügen zu schenken.
Ablenkung wirkt dann wie eine Beleidigung der Opfer.
Aber für uns ist Theater mehr als eine Ablenkung von der großen, schrecklichen Außenwelt.
Theater ist der Ort, an dem wir über den Zustand der Menschheit nachdenken können, über die conditio humana.
Das heißt auch, dass wir es wagen, einen Blick auf unsere dunklen Seiten zu werfen; 
dass wir uns in Menschen hineinversetzen können, die anders sind als wir.
Jede Gewalttat entspringt letztlich einem Mangel an Empathie.
Theater ist eine Übung in Empathie.
In diesem Sinn ist Theater an sich eine Anklage gegen jede Form von Gewalt.
Wir wollen gemeinsam Unterhaltung genießen –
und gleichzeitig über das Wesen der Menschen nachdenken.

Lotte de Beer