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Seiyoung Kim

(he/him)

Wann wurden Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben durch (Musik)Theater verzaubert?

Als ich fünf Jahre alt war, sang ich bei einer bei einer Aufführung von La bohème im Kinderchor. Während des zweiten Aktes stand ich auf der Bühne, umgeben von Sängerinnen und Sängern, beobachtete die Hände des Dirigenten, während wunderschöne Musik aus dem Orchestergraben emporstieg. Ich blickte ins Publikum – ganz still und aufmerksam im Dunklen sitzend – und wurde von einer Welle der Ehrfurcht und Freude erfasst. In diesem Moment wusste ich: ich muss Sänger werden. Ich verliebte mich in die Gesamtheit unserer Kunstform – in ihren Klang, ihre Geschichte und ihren Geist der Zusammenarbeit.

Warum singen die Leute und warum sprechen sie nicht?

Meine Schauspiellehrer an der Juilliard sagten immer: Wenn Gefühle zu intensiv werden, um sie auszusprechen, beginnt man zu singen. Singen erlaubt es uns, diese Schwelle zu überschreiten – dorthin, wo Worte allein nicht mehr genügen. Wenn ich singe und mich wirklich öffne, habe ich das Gefühl, meinem unverfälschten Selbst zu begegnen. Singen setzt eine besondere Form von Verletzlichkeit frei: Man steht vollkommen offen vor den eigenen Emotionen – und lädt andere ein, sie mitzufühlen.

Welche Rolle kann/soll Musiktheater in der heutigen Gesellschaft einnehmen?

Ich glaube, dass Musiktheater eine kraftvolle Plattform ist, die inneren Dialog ermöglicht. Unsere heutige Gesellschaft ist unglaublich vielfältig – geprägt von unterschiedlichen Menschen, Geschichten und Herausforderungen. Es gibt Dinge aus der Vergangenheit, an die wir uns erinnern müssen, Dinge, an denen wir in der Gegenwart aktiv arbeiten müssen, und Dinge, die wir in der Zukunft anstreben sollten.Musiktheater spiegelt das Leben wider. Es ist wie eine Brille, durch die wir erkunden können, wie wir in unterschiedlichen Situationen leben und handeln würden. Es lädt uns ein, nicht nur zu beobachten, sondern zu fühlen, zu denken und gemeinsam mit den Figuren zu wachsen. Das macht Musiktheater zu so einem lebendigen Werkzeug – es hilft uns nachzudenken, mitzufühlen, voranzuschreiten. Indem wir menschlichen Erfahrungen miterleben, inspiriert es uns, eine bessere, mitfühlendere Gesellschaft zu werden.

Welche drei Rollen/Partien schätzt du besonders?

Ich habe es geliebt, den Harlekin im Kaiserrequiem / Der Kaiser von Atlantis zu singen. Diese Rolle steckt voller überraschender Wendungen – sie wechselt von frech und lebenslustig zu verwirrt, roh, komisch, traurig, entschlossen und am Ende zutiefst verletzlich. Als jemand, der Rollen ganz durchlebt und jede Emotion mitfühlen möchte, war Harlekin für mich eine echte emotionale Achterbahnfahrt – und ich habe jede Sekunde davon geliebt.

Eine weitere Lieblingsrolle von mir ist die Titelrolle in Le Comte Ory. Wie mir Raúl Giménez und Lawrence Brownlee sagten, gehört sie zu den schwierigsten Partien, die Rossini je komponiert hat. Aber sie ist auch clever und verspielt – und stimmlich ist es einfach eine Freude, all diese Feuerwerke zu entzünden. Die Herausforderung ist immens, aber auch unglaublich lohnend.

Und schließlich habe ich es geliebt, Rinuccio in Gianni Schicchi zu spielen. Rinuccio trägt ein unschuldiges Feuer in seinem Herzen, durch seine Führungskraft, seine Leidenschaft und seine Liebe strahlt eine besondere Wärme. Ich fühle mich zu Figuren hingezogen, die mit Ehrlichkeit führen und Rinuccio verkörpert das für mich. Es ist eine Rolle, die mir sowohl stimmlich als auch emotional viel Energie und Wärme schenkt.

Was gibt ein Publikum einer:m Darsteller:in?  

Wir Darsteller:innen existieren, weil es ein Publikum gibt. Die Liebe, Unterstützung und Zuwendung, die wir von den Zuschauer:innen erhalten – allein schon durch ihre bloße Anwesenheit – schenken uns Energie, Mut und Sinn. Sie erinnern uns daran, was wir tun – und warum. Diese Verbindung beflügelt unseren Antrieb, der Kunstform mit größtem Respekt zu begegnen und auf der Bühne jedes Mal 200 % zu geben.

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Geboren in

Seoul (Korea)

Ausbildung

  • Master of Musical Arts in Opera Performance an der Yale University
  • Master of Music in Vocal Performance am New England Conservatory
  • Bachelor of Music in Vocal Performance an der Juilliard School
  • Absolvent der Young Artists Vocal Academy der Houston Grand Opera
  • Mitglied des Young Artist Program bei Santa Fe Opera, Wolf Trap Opera und dem Glimmerglass Festival

Wichtige Impulse / künstlerische Stationen und Zusammenarbeiten

  • Rodé in Three Sisters bei den Salzburger Festspielen (Hausdebüt)
  • Ratte und Affe in der Uraufführung von The Big Swim an der Houston Grand Opera (Hausdebüt)
  • Pane und Natura in La Calisto sowie Little Victor Farrell in Elizabeth Cree beim Glimmerglass Festival (Hausdebüt)
  • Goro in Madama Butterfly (halb-szenische Konzertfassung) bei der Colorado Springs Philharmonic (Hausdebüt)
  • Brighella in Ariadne auf Naxos bei Wolf Trap Opera (Hausdebüt)
  • Titelrolle in Le Comte Ory, Oronte in Alcina und der Vater in Die sieben Todsünden an der Yale University
  • Rinuccio in Gianni Schicchi, Tamino in Die Zauberflöte und Jimmy O’Keefe in Later the Same Evening am New England Conservatory
  • Fileno in La fedeltà premiata an der Juilliard School
  • Solist in Les Illuminations mit den Sejong Soloists
  • Tenorsolist in Rossinis Petite messe solennelle am Dartmouth College
  • Solist im Concert in the Courtyard in der Boston Public Library mit der Boston Lyric Opera

Stipendien / Preise / Nominierungen

  • Phyllis Curtin Career Entry Prize der Yale University
  • Preisträger des Metropolitan Opera Laffont Competition

In dieser Saison an der Volksoper zu sehen als

  • Harlekin in Kaiserrequiem
  • König des Ostens und Der Mond in Das verzauberte Schwein
  • Junker Spärlich in Die lustigen Weiber von Windsor
  • Dr. Blind in Die Fledermaus

In der kommenden Saison an der Volksoper

  • Titus in Titus
  • Harlekin in Kaiserrequiem
  • Hexe in Hansel und Gretel
  • Remendado in Carmen
  • Gastone in La Traviata
  • Wirt in Der Rosenkavalier
  • Erster Geharnischter Mann in Die Zauberflöte
  • Dr. Blind in Die Fledermaus

 



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