„Ach, warum verliebt man sich in jemanden?“ Diese Frage stellt sich Carmen in der gleichnamigen Oper von Georges Bizets. Die Bohemienne Carmen, eine der Arbeiterinnen in einer Zigarettenfabrik in Sevilla, hat ein Auge auf den jungen Soldaten Don José geworfen. Als Carmen eine ihrer Kolleginnen mit einem Messer verletzt, ist es ausgerechnet Don José, der sie verhaften soll. Sie überredet ihn dazu, sie gehen zu lassen. Dies führt zu seiner eigenen Festnahme. Carmen nimmt inzwischen den Stierkämpfer Escamillo ins Visier. Als Don José freigelassen wird, trifft er Carmen wieder, gerät mit seinem Vorgesetzten in einen Streit und taucht bei Carmen und einer Schmugglerbande unter. Als Carmen ihn zurückweist, schwört Don José Rache…
Lotte de Beer setzt sich in ihrer Inszenierung mit dem Bild der Titelfigur auseinander: „Ist Carmen tatsächlich die freie, unabhängige Frau, für die wir sie halten, oder ist sie vielmehr die Gefangene des Mythos von der freien, unabhängigen Frau? Sind es nicht gerade die Männer, die ihr diese Unabhängigkeit andichten, damit sich ihre Eroberung umso mehr lohnt? Vielleicht ist ihr Leben keine Reihe provokanter Entscheidungen, vielleicht ist es bloß ein Drehbuch, in dem sie die Rolle spielt, die sie spielen muss.“
1. Akt
Ein Platz in Sevilla. Soldaten kommentieren das Treiben der Menschen. Ein Bauernmädchen, Micaëla, fragt die Soldaten nach dem Sergeanten Don José. Dieser ist erst nach der Ablöse zu erwarten. Micaëla wird später wiederkommen.
Die Arbeiterinnen der Zigarettenfabrik haben Pause. Eine unter ihnen, die Bohemienne Carmen, hat es auf Don José abgesehen. Er scheint von ihren Avancen unbeeindruckt.
Micaëla überbringt Grüße von Don Josés Mutter, die in einem Dorf nahe Sevilla lebt. Eine Liebe anderer Art hat indessen Don José verwandelt. Als er zur Schlichtung eines Streits in die Zigarettenfabrik abkommandiert wird und Carmen verhaften muss, wird die Liebe zur Leidenschaft: Er verhilft ihr zur Flucht.
2. Akt
In der Schenke von Lillas Pastia, einem als Vergnügungslokal getarnten Schmugglernest, ein Monat später: Leutnant Zuniga, ebenfalls ein Verehrer Carmens, ist auch anwesend. Das allgemeine Interesse wendet sich aber dem Torero Escamillo zu, der den Erfolg eines Stierkampfes zu feiern gedenkt und Carmen ebenfalls anziehend findet. Doch für heute erwartet sie Don José, der nach Carmens Flucht verhaftet wurde. Nach seiner Entlassung ist seine Liebe zu Carmen ungemindert. Sie versucht ihn zu überzeugen, sich den Schmugglern anzuschließen. Don José und Leutnant Zuniga geraten in einem Streit aneinander. Zuniga wird entwaffnet und hinauskomplimentiert. Für Don José gibt es kein Zurück mehr.
3. Akt
In den Bergen befragen die Bohemiennes Frasquita und Mercédès die Karten nach dem Schicksal. Auch Carmen glaubt an die Karten: Ihr wird der Tod beschieden sein. Doch der Tod wird sie endgültig frei machen. Don José ist ihr gleichgültig geworden. Sie wird mit ihren Gefährtinnen die Zöllner ablenken, während die Schmuggler passieren. Don José bleibt als Wachposten zurück.
Micaëla, die ihre Angst mit der Hilfe von Liebe und Gott überwindet, hat den Weg zu den Schmugglern gefunden. Sie wird Zeugin dessen, wie Don José auf Escamillo schießt, der nur knapp dem Tod entgeht. Escamillo verfolgt ganz augenscheinlich Carmen. Aus Eifersucht greift Don José zum Messer. Es kommt zum Kampf, Escamillo fällt, und nur das Dazwischentreten Carmens und der Schmuggler verhindert den Tod des Toreros.
4. Akt
Die Arena von Sevilla, einige Zeit später. Das Volk kommt für eine Stierkampf zusammen, der Einmarsch der Toreros wird bestaunt. Escamillo erscheint mit Carmen als Trophäe an seiner Seite. Don José stellt Carmen zu Rede und fleht um ihre Liebe. Doch Carmen schleudert ihm den Ring, den er ihr einst gegeben hat, vor die Füße.
Und während Escamillo bejubelt wird, ersticht Don José Carmen. Sie stirbt, er übergibt sich selbst der Polizei.
Besetzung
- Regie
- Lotte de Beer
- Bühnenbild
- Christof Hetzer
- Kostüme
- Jorine van Beek
- Choreographie
- Gail Skrela
- Choreinstudierung
- Roger Díaz-Cajamarca
- Licht
- Alex Brok