ES WAR EINMAL ... GANZ ANDERS
Das Märchen von Aschenbrödel ist weltbekannt und wurde schon oft neu erzählt. Tatsächlich machte sich am Ende seines Lebens auch Johann Strauß daran, die Geschichte vom armen, gemobbten Stiefkind zu vertonen. Ein großes Handlungsballett sollte es werden, blieb aber Fragment. Welche Gelegenheit für die Volksoper, zum 200. Geburtstag des Jahresregenten das Aschenbrödel zu vollenden. Allerdings nicht als Rekonstruktion, sondern gleich als völlig neues Stück, das Ballett und Operette miteinander verbindet und dazu gleich mehrere Zeit- und Handlungsebenen verschränkt.
Verantwortlich dafür zeichnen zwei Künstler:innen, die über den Kinofilm zur großen Opernbühne fanden: die Komponistin Martina Eisenreich und der Autor und Regisseur Axel Ranisch. Beide haben eine Märchenoperette geschaffen, die nicht nur die Aschenbrödel-Fragmente von Johann Strauß ernst nimmt, sondern mit vielen Zitaten aus dessen Werk eine heutige Musiksprache anstimmt, die wie das große Vorbild ebenso unterhalten wie verstanden werden will
Dabei lernen wir die heimliche Librettistin von Aschenbrödel kennen, die Typewriterin Ida Grünwald, die eigentlich nur die Einreichungen für den Textwettbewerb für das Johann-Strauß-Ballett abtippen soll. Und wir erleben, wie das Zeit-Raum-Kontinuum zusammenbricht und Aschenbrödel nicht nur eine arme Näherin, sondern auch ein ausgegrenzter schwuler Junge ist, der sich ausgerechnet in einen Fußballer verliebt. Dass schließlich ein Hofoperndirektor, ein Starkritiker und das Denkmal von Johann Strauß aus dem Wiener Stadtpark höchstselbst mit der Librettistin dem Jungen zu seinem Glück verhelfen, ist eine wahrhaft märchenhafte Wendung.