Oper trifft Open-Air: Die Volksoper auf dem Donauinselfest 25 Das 42. Donauinselfest, das von 20. bis 22. Juni 2025 stattfindet, startet heuer bereits am Vortag mit einem kulturellen Highlight: Am Donnerstagabend, den 19. Juni 2025, ab 21 Uhr findet auf der Bank Austria / Radio 88.6 Rockbühne ein einzigartiges Pre-Opening in Kooperation mit der Volksoper Wien statt – wie immer bei freiem Eintritt!
„Man hat mich schon gewarnt, dass ich um mein Leben bangen müsse“, erklärt Carmen – ihr eigenes Unheil voraussehend – im Finale von Bizets „Oper aller Opern“ (Superlativ nach F. Nietzsche). Wenige Minuten später ist sie tot, erstochen von ihrem gerade noch Geliebten, dem Soldaten Don José. Das Team von Killing Carmen, bestehend aus Nils Strunk, Lukas Schrenk und Gabriel Cazes, hat sich nun gefragt, aus welcher Perspektive man diese Oper – nach ihren zahlreichen, auch popkulturellen Adaptionen des 20. Jahrhunderts – ein weiteres Mal neu erzählen könnte. Die drei Ausnahme-Künstler, die sich seit einigen Jahren kühnen und energiegeladenen Klassikeradaptionen verschreiben, erzählt die Handlung der Oper weiter: Was passierte nach dem Mord an Carmen? Welche Lücke hinterlässt sie?
Killing Carmen spielt 13 Jahre nach der Opernhandlung: Don José war bis jetzt im Gefängnis und soll nun gehängt werden. Am Tag der Abrechnung kehren verschiedene Figuren zurück in die Bar von Lillas Pastia und verhandeln noch einmal ihre unterschiedlichen Erinnerungen: einer von ihnen hat sich mitschuldig gemacht, einer hängt immer noch der ehemaligen Liebe nach, die andere kann auf ein gelebtes Leben zurückschauen, aber vielleicht auch nur, weil sie damals eben nicht die Auserwählte war ... Wo stehen die Figuren 13 Jahre später? Und was bedeutet ihnen die teilweise verklärte, farbenreiche und emotionsgeladene Vergangenheit noch?
In einer rasanten musikalischen und textlichen Neubearbeitung mischen Nils Strunk, Lukas Schrenk und Gabriel Cazes Rückblenden und Fortsetzung. Bizets berühmte Melodien treffen dabei auf verschiedenste Musikstile von Jazz, Flamenco, Musical und Pop, bis Country, Chanson und vieles mehr. Die Stilisierung der klassischen Carmen als berüchtigte „Femme Fatale" prägt die Rezeptionsgeschichte von Bizets Oper. Darin liegt auch immer die Gefahr einer subtilen Täter-Opfer-Umkehr. Mal romantisierend, mal dämonisierend gibt man ihr so unterschwellig eine Mitschuld an ihrem Schicksal. Aber ist es das, was Bizet und seine Librettisten Halévy und Meilhac wirklich erzählen wollten? „Frei bin ich geboren, frei werde ich sterben“, proklamiert Carmen im Finale des Originals. Stirbt Carmen für die Art, wie sie leben möchte? Und stirbt mit ihr vielleicht die Freiheit an sich? Jeder Mensch trägt eine Welt in sich. Wenn ein Mensch getötet wird, stirbt damit auch diese.
In der Oper Carmen von Georges Bizet sagt Carmen: „Man hat mich schon gewarnt, dass ich Angst haben muss um mein Leben.“ Wenige Minuten später ist sie tot. Der Soldat Don José, der ihr Geliebter war, ersticht Carmen. Das Team von Killing Carmen besteht aus: Nils Strunk, Lukas Schrenk und Gabriel Cazes. Die 3 Männer haben sich überlegt, wie man die Geschichte von Carmen neu erzählen kann. Sie erzählen: Was ist nach dem Mord an Carmen passiert? Nils Strunk, Lukas Schrenk und Gabriel Cazes mischen Erinnerungen und eine Fortsetzung der Geschichte. Sie kombinieren die berühmten Melodien von Georges Bizet mit verschiedenen Musik-Arten: Jazz, Flamenco, Musical, Pop, Country, Chanson und vieles mehr. In der klassischen Oper ist Carmen eine sehr attraktive und verführerische Frau. Sie ist so dargestellt, als wäre sie selbst auch schuld an ihrem Tod. Dabei ist sie eigentlich das Opfer! Nils Strunk, Lukas Schrenk und Gabriel Cazes fragen sich: Wie wollten der Komponist George Bizet und Fromental Halévy und Henri Meilhac, die den Text für die Oper geschrieben haben, die Geschichte wirklich erzählen? In der Oper sagt Carmen: „Frei bin ich geboren, frei werde ich sterben.“ Dann ersticht Don José Carmen. Bedeutet das also: Carmen stirbt dafür, wie sie leben möchte? Und stirbt mit ihr vielleicht die Freiheit selbst? Jeder Mensch trägt eine Welt in sich. Wenn ein Mensch getötet wird, stirbt damit auch diese Welt.
Handlung:
Die Handlung beginnt 13 Jahre, nachdem Don José Carmen erstochen hat. Don José war bis jetzt im Gefängnis. Jetzt soll er hingerichtet werden: Er soll gehängt werden. An dem Tag der Hinrichtung von Don José kommen verschiedene Figuren aus der Oper Carmen in die Bar von Lillas Pastia. Sie berichten von ihren verschiedenen Erinnerungen. Einer sagt, dass er auch schuld ist am Tod von Carmen. Einer sagt, dass er immer noch an eine alte Liebe denkt. Eine sagt, dass sie ihr Leben gut gelebt hat. Vielleicht nur, weil sie damals nicht die Auserwählte war. Wie geht es den Figuren 13 Jahre später? Was bedeutet die Vergangenheit noch für sie?
Bilder und Videos
Für alle Personen, die einen Screenreader nutzen, folgt an dieser Stelle eine allgemeine Beschreibung der visuellen Aspekte der Aufführung (Bühnenbild, Kostüme…) anstelle der Fotogalerie.
Killing Carmen spielt auf der Vorbühne, also nicht auf der großen Bühne der Volksoper, sondern auf dem hochgefahrenen Orchestergraben, auf dem sich links eine Band mit Klavier und anderen Musikinstrumenten befindet. Rechts stehen einige Stühle und Tische, das Ganze stellt die Bar von Lillas Pastia dar, eine etwas heruntergekommene Spelunke, in der die Figuren aufeinandertreffen. Im Hintergrund wird die Szenerie durch einen schwarzen Vorhang begrenzt. Abseits von Musikinstrumenten, Tischen und Stühlen gibt es kein Bühnenbild, unterschiedliche Lichtstimmungen schaffen unterschiedliche Atmosphären. Das Licht in der Gegenwart ist kühl und bläulich, wenn sich die Figuren an die Geschehnisse vor 13 Jahren erinnern, als die Geschichte zwischen Carmen und Don José begann, wird das Licht wärmer, rötlicher, sinnlicher. Vor allem die Auftritte von Carmen sind von dramatischem roten Licht begleitet. Die Kostüme sind zuerst einfach gehalten: Dunkle Mäntel und Hüte schaffen Western-Atmosphäre. Wenn die Figuren sich an ihre Vergangenheit erinnern, werden auch die Kostüme bunter: Ein Kleid mit roten Akzenten, später dann eine Art weißes Flamenco-Kleid für Carmen, eine Torrero-Uniform für Escamillo, Soldatenjacken in blau und rot für Don José und Moralès, zum Beispiel. Die Szene bei den Schmugglern spielt vorne rechts auf der Bühne, für diese Szene wird ein Teppich ausgerollt. Kisten, die übereinander gestapelt werden, geben zusammen mit kleinen Laternen die Atmosphäre eines Schmugglerverstecks.
Lebendig und klug, schwungvoll und berührend: Bei Killing Carmen an der Volksoper Wien stimmt so gut wie alles.
Kronen Zeitung03. Oktober 2025
Vielleicht sind Produktionen wie diese die Lösung für alle, die unzufrieden sind, wenn Klassiker von Regisseuren vereinnahmt werden. So wild und befreit diese Adaption auch war, blieb das Ergebnis dank der offensichtlichen Liebe der Regie für die Geschichte und die Figuren näher am Original als manch ein postpostmoderner Regie-Fiebertraum.
Die Presse03. Oktober 2025
Nach dem Jubelgebrüll zu urteilen, ist Strunks Team abermals ein Reißer geglückt.
Der Standard03. Oktober 2025
Bei Killing Carmen passiert alles, was im Opernhauptabend sonst strikt verboten ist oder, schlimmer, neu wäre. Und das auf so schlaue, liebevolle und beglückende Weise, dass man diese Produktion nicht nur Neueinsteigern, sondern gerade auch Opernfans ans Herz legen muss.